Psychoseraum 2 (202)

Th: Ja, dann teil mir einfach mal mit, was du wahrnimmst jetzt.

Kl: Ja, ich geh jetzt die Treppe nach unten und da ist dieser Psychoseraum – die Tür ist schon halb offen. Das ist diese rote bunte Tür, diese ganz kreative ... – lacht –
Th: Ja toll, die Tür ist schon offen.
Kl: Hm. Und da geh ich halt rein in den Raum, um weiterzumachen, wo ich gestern aufgehört habe.
Th: Ja, folg einfach deinem Impuls – guck, wo es dich hinzieht.
Kl: Also, was mir auffällt sind diese ganz ganz vielen Spielsachen, die da noch so sind ... da möchte ich schon noch mal näher rangucken ... und ... ja und Amadeus ist da noch ...
Th: Steht der da irgendwo oder sitzt er? Beschreib das mal.
Kl: Er steht, mit dem Messer, was er jetzt halt hat fallengelassen. Der steht wie eingefroren in dem Raum. Und das war, wie wir gestern so gesehen haben, dieses Machtspiel, was ich gerne entladen und loslassen will.
Th: Ja, du kannst einfach gucken, wo es dich als erstes hinzieht, wo die meiste Energie fließt. Lass dir ruhig Zeit und guck mal ... und atme.
Kl: - atmet tieeef durch – Also, mir ist das mit Amadeus sehr sehr wichtig.
Th: Sag ihm das einfach mal. Sprich ihn ruhig mal an.
Kl: Amadeus, mir ist das sehr wichtig, die Sache mit dir zu klären.
Th: Dann geh einfach mal ein bisschen näher ... und spür mal, ob sich da was verändert bei dir.
Kl: Also ich bin jetzt näher ran gekommen und in dem Moment, spuckt er mir ins Gesicht.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Na ich bin sofort aufgebracht und will mich wehren dagegen.
Th: Hast du einen bestimmten Impuls?
Kl: - zögert – Na irgendwie schlagen oder so ... aber es gibt ne andere Instanz in mir, die sagt, also ich möchte das eigentlich gerne anders lösen, sonst komme ich je aus diesem Machtkampf nie raus!
Th: Hm. Hol diese Instanz mal her in dir, die sagt, ich will das anders lösen. Hol die mal mit in den Raum.
Kl: Ja – das ist mein Höheres Selbst und das ist Jesus.
Th: Ja. Und horch mal genau hin, was er sagt zu dir oder was die beiden zu dir sagen.
Kl: - atmet tief aus – Die wollen das gern, dass ich das ... na ja ... also Jesus spricht von Verzeihen - und mein Höheres Selbst spricht von Liebe.
Th: Hmm. Wie geht’s dir dabei? Du bist wütend, aufgebracht und die sagen, du sollst verzeihen ... erzähl den beiden mal, wie’s dir geht dabei.
Kl: Ja, weißt du Jesus, ich möchte das ja gerne auflösen – möchte ich ja wirklich – und du schlägst vor Verzeihen und das ist ja auch ganz edel und das möchte ich auch ja – aber ich bin ganz aufgebracht und ganz wütend und werd immer wieder verletzt von dem Amadeus! Was mach ich denn mit dieser Energie?
Th: Du kannst ihm auch sagen, Verzei-hen ist das Ergebnis, aber wie ist der Weg? Dann soll er dir doch den Weg sagen.
Kl: Ja – Jesus, wie ist denn der Weg, zu dem Verzeihen hin? Na ja und der lächelt und zeigt mir irgendwie ... dass das dann doch noch mal darüber geht, diese Energie zu fühlen – loszulassen dabei ...
Th: Ja, wie ist das für dich?
Kl: Ich hab ein bisschen Angst davor, dass die Energie so mächtig ist.
Th: Erzähl’s Jesus.
Kl: Jesus, ich hab da Angst davor, dass die Energie so mächtig ist und mich hinwegreißt. Ja ... also ich kann ja ganz vorsichtig beginnen.
Th: Vielleicht brauchst du auch noch eine gewisse Form von Unterstützung – eine Erdung oder so, die Jesus dir geben kann?
Kl: Hm.
Th: Vielleicht hat sie eine bestimmte Farbe? Spür einfach mal, ob du noch eine Hilfe brauchst.
Kl: Ja, was mir hilft ist, wenn Jesus mir seine Hand auf den Rücken legt ...
Th: Oh ja, das ist eine tolle Idee!
Kl: ... ja so von hinten...
Th: Frag ihn mal, ob er dazu bereit wäre?
Kl: Ja, das macht er.
Th: Und dann spür mal diese Hand. Spür mal die Energie.
Kl: Ja, die ist stark! Die ist ... erstens fühle ich mich da sicher und auch wie so ein Rückhalt – ja, das ich einen Rückhalt habe ... und gestärkt ...
Th: Spür das mal, diese Hand in deinem Rücken ... - kraftvoll anschwellende Musik wird eingespielt – ... spür ganz deutlich hin! Und atme.
Kl: Das rührt mich gerade an.
Th: Ja, erlaub das. Lass dich berühren. Das ist schön. Spür einfach – die Hand ist da. Und atme weiter! - Die Klientin lässt die Situation ganz auf sich wirken. – Und wenn dir irgend ein Impuls kommt oder wenn was passiert, teil’s mir mit.
Kl: - entspannt sich zunehmend - Ich genieß das jetzt einfach erst mal, diese Stärke zu erfahren.
Th: Ja, genau.
Kl: Jetzt fragt Jesus, ob ich’s nicht wagen will.
Th: Und? Willst du? Guck, welchen Impuls du hast. Was ist der erste Schritt? Du kannst einfach noch ein bisschen näher gehen ... was passiert?
Kl: Wir gucken uns einfach nur erst einmal an. Und da kommen ganz viele Bilder und Erinnerungen hoch.
Th: Beschreib mal – soweit du’s kannst.
Kl: Da kommen Dinge hoch von dem Geburtstag bei Amadeus...
Th: Hm – sei mal dort.
Kl: Bei dem Geburtstag?
Th: Ja. Sei mal auf dem Geburtstagsfest. Und erzähl’s in der Gegenwartsform. Was nimmst du wahr?
Kl: Also, ich sitze da und fühle mich ziemlich bedroht ... - atmet schwer aus – ... aber ich versuche, meinen Geist ganz frei zu machen und sage in Gedanken: Es ist wie es ist, es war wie es war und es wird sein, wie es sein wird. Und Amadeus schaut mich an und ich habe das Gefühl, er versteht die Gedanken.
Th: Ja. Sag ihm das.
Kl: Amadeus, du verstehst das. Er nickt.
Th: Ja – was passiert weiter?
Kl: Und ich habe das Gefühl, die erwarten von mir irgendetwas, dass ich irgendwas bestimmtes tun soll oder ...
Th: Sag ihnen das. Sprich’s einfach aus.
Kl: Sagt mal, was erwartet ihr hier von mir?! Was soll denn das Ganze? Und jetzt kommt von den anderen: Na du – du bist doch nichts wert! Du bist doch ... guck dich doch an ... und ...
Th: Ja, was machen diese Sätze mit dir: Du bist doch nichts wert? Spür mal!
Kl: - atmet tieeef durch – Inzwischen bin ich soweit gewachsen, dass ich einfach sage, das stimmt nicht!
Th: Ja. Und sag das deutlich. – passende Musik wird eingespielt -
Kl: Das stimmt nicht!!!
Th: Noch mal. Lauter.
Kl: Das stimmt nicht!!!
Th: Genau. Guck mal, was du tun möchtest. Drück dich aus! Das ist toll! Und spür die Hand von Jesus! Du darfst jetzt alles tun in dem Raum!
Kl: Dann sag ich, dass stimmt nicht! - Klientin steht auf -
Th: Genau. Und spür die Hand! Genau – stell dich hin.
Kl: - steht – Das stimmt nicht!!!!! Was wollt ihr denn von mir?
Th: Guck sie an.
Kl: Und Amadeus sagt, du kannst gar nicht lieben.
Th: Ja, antworte ihm mal!
Kl: Dann sag ich auch: Das stimmt nicht!!!
Th: Genau, und schau ihn an dabei! - Der Klientin fließen die Tränen: - Ja, toll – sag’s ihm! Mach einen Ton, Allmut!
Kl: - schreit – Das stimmt nicht!!!
Th: Ja, gut! - Klientin macht einen tiefen, langgezogenen Ton – Ja, toll, und zeig ihm deine Gefühle! - Klientin tönt wieder aus ganzem Leib – Ja!!
Kl: Du kannst mich nicht vernichten!!!
Th: Will er dich vernichten? Spür mal. Spür mal hin, was da passiert zwischen euch. Schau hin.
Kl: - ruhiger – Er steht jetzt vor mir und sagt, das will ich nicht.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: - zaghaft – Das ist schön.
Th: Sag ihm das auch.
Kl: Das ist schön Amadeus. Du willst mich nicht vernichten?
Th: Hm. Er will dich gar nicht vernichten – spür das mal.
Kl: Aber was hast du dann für Bilder von mir? Warum fühl ich mich so in die Ecke gedrängt?
Th: Genau. Vielleicht weiß er was drüber.
Kl: Amadeus, was sind das für Bilder?
Th: Er soll dich mitnehmen und soll sie dir zeigen. Macht er das? - Klientin bejaht – Ja, guck mal – toll er hilft dir. - Klientin weint – Ja, trau dich und schau hin. Und spür immer die Hand von Jesus.
Kl: Er nimmt mich bei der Hand und führt mich einen langen Gang entlang. Und dann zeigt er mir Szenen. Mir fällt es schwer, erst mal hinzugucken.
Th: Ja, ist okay – lass dir Zeit.
Kl: Okay. Und er sagt mir, wir kennen uns - wir kennen uns schon lange. Und er sagt mir, wir sind jetzt in der Zeit von ... - Reinkarnationserlebnisse tauchen auf - Klientin durchlebt sie und nimmt Abschied von einer sehr alten ungeklärten Beziehung. - ... Es ist nämlich, warum ich kein Kind kriegen kann – das muss durch den Inzest sein.
Th: Bist du denn bereit, auch dort mal zu gucken – wo du jetzt gerade diesen großen Schritt geschafft hast? Spür mal. Ist Jesus noch bei dir – seine Hand?
Kl: Ja, ja. Na ja, es ist so, dass ich mir das auch schon einmal angeguckt habe in einer Sitzung.
Th: Du kannst ja mal nachprüfen, ob da noch etwas hängt. Ob das schon gelöst ist – das wirst du ja gleich feststellen. Bist du bereit oder hast du einen anderen Impuls oder scheint dir im Moment etwas anderes wichtig? Spür einfach.
Kl: Na ja, es gibt so eine Seite in mir die sagt, ich möchte das alles einfach in mir jetzt ruhen lassen und nicht noch mal aufreißen.
Th: Ja. Hol die Seite auch wieder mit her. Die hat auch ihre Berechtigung.
Kl: Ja. Ja, ich nehme an, Höheres Selbst, du weißt alles in mir. Was sagst du denn dazu: Ist das denn nötig, da noch mal reinzugehen oder soll ich das lieber ruhen lassen? Das Höheres Selbst sagt, ich soll da noch mal gucken.
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl: Na ja, ich muss den Verstand wirklich ganz ausschalten.
Th: Was sagt denn der Verstand?
Kl: Der sagt, das ist doch schon alles ewig, ewig, ewig lange her. Das ist doch alles nur Phantasie!
Th: Ja, lass den doch mal sprechen, den Verstand. Du musst ihn ja erst mal gut kennen, bevor du ihn ausschalten kannst.
Kl: Na, der Verstand sagt: Das bildest du dir doch alles ein! Ach von wegen Inzest – und überhaupt – selbst wenn da jetzt Bilder kommen, dann ist das doch alles nur deine Phantasie!
Th: Ach guck mal an!
Kl: Das ist doch alles nicht wirklich real!
Th: Spür doch mal den Verstand den Wahrnehmungskaputtmacher. Wir ha-ben doch im Vorgespräch darüber ge-sprochen, dass immer deine Wahrneh-mung so zerstört wird. Guck mal, was der Verstand grad macht! Hol ihn mal als Gestalt her, wie sieht der denn aus?
Kl: Der sieht aus, wie Spock.
Th: Mhm. Okay – und wie ist das für dich, wenn er dir so etwas erzählt: Ach, komm ... was du da wieder phantasierst!
Kl: Also, es sind zwei Seiten: Einerseits werde ich ganz klein und andererseits merk ich aber auch schon den Impuls, ihm zu widersprechen...
Th: Mach das mal!
Kl: ... ihm zu sagen: Das stimmt gar nicht! Das ist real! Für mich ist das real! Und du, Verstand, wenn du nicht überall mitkannst, wenn du nicht überall das logisch nachvollziehen kannst, dann ist das doch in Ordnung! Das lass ich doch gelten! Aber deswegen musst du nicht mir mein Recht absprechen!
Th: Genau. ... auf deine Wahrnehmung!
Kl: ... auf meine Wahrnehmung.
Th: Kämpf mal um deine Wahrnehmung! Steh mal für dich! Guck ihn an – guck ihm in die Augen!
Kl: Der steht da, der hat einfach die Arme...
Th: Sag, du stehst da...!
Kl: Du stehst da und hast einfach die Arme verschränkt!
Th: Ja. Der steht da mit seiner Macht und will dich wieder vernichten und dir alles ausreden: Ach komm ... was du dir wieder einbildest, Allmut ...
Kl: - heftig – Ich bild mir nichts ein!!!
Th: Ja, sag ihm das!
Kl: Das ist Realität für mich!!!
Th: - ahmt den Verstand nach - Ach komm ... Phantasie ...
Kl: Das ist Realität!!!
Th: Sag’s ihm deutlich! Schau ihn an!
Kl: Hör zu, das ist ganz real für mich! - schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden – Ganz real!!! – gequält – Der grinst nur ...
Th: Sag ihm: Du grinst nur!
Kl: Du grinst nur!
Th: Guck mal, was du tun möchtest.
Kl: Ich bin so ohnmächtig!
Th: Spür mal die Hand von Jesus! Spür die Energie! Ja, spür das – genau.
Kl: - gestärkt – Und das ist ganz real für mich!!!
Th: Genau. Sag's ihm!
Kl: Nimm endlich dein Lächeln zurück! Was belächelst denn du mich hier? Was nimmst du dir damit eigentlich raus?
Th: Genau. Hau ihm eins auf den Mund, wenn er blöd lächelt! Trau dich mal!
Kl: - schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden – Ja!!! Das ist real!!! Das ist meine Wirklichkeit! Und ich habe ein Recht dazu – für meine Wirklichkeit!!!
Th: Genau. Und guck, wie er jetzt reagiert. Drücks aus, was macht er?
Kl: - verzweifelt – Der lächelt einfach und sagt: Na ja – hm ...
Th: Ja. Und was passiert in dir?
Kl: - trotzig – Da ist Ärger! Und Wut! - ruft mit ganzer Kraft - Ich will nicht so belächelt werden!!!
Th: Sag's ihm direkt!
Kl: Ich will nicht so belächelt werden – so arrogant!
Th: Genau.
Kl: - ruft – Es hat Sinn!!! Es hat alles Sinn, was ich wahrnehme!!!
Th: Wer hat dich noch so belächelt? Allmut, woher kennst du es?
Kl: Von Amadeus.
Th: Hol ihn auch mit her! Wer belächelt dich noch?
Kl: Meine Schwester.
Th: Hol sie auch mit her.
Kl: Gabriele.
Th: Genau. All die blöden Lächler, hol sie her! - Klientin weint – Guck sie dir an. Und jetzt zeig ihnen deine Realität!
Kl: Das ist meine Realität!!! Und die ist real!!!
Th: Ja. Lächeln die noch so blöd? - Klientin bejaht – Dann werd noch deutlicher. Spür die Hand. Ja. Lass die Wut ruhig hochkommen – ist okay.
Kl: - verzweifelt – Ach ich bin einfach immer ohnmächtig dagegen ...
Th: Dann spür das – ist okay. Bleib aber in der Konfrontation – nicht weggehen. Dann frag die mal alle: wo ist dieses Gefühl entstanden?
Kl: Wo kommt dieses Gefühl her? Wo ist es entstanden? Diese Ohnmacht – wo kommt diese Ohnmacht her?
Th: ...und dass deine Wahrnehmung angezweifelt wird – alles das, wo ist es entstanden? Sie sollen es dir mal zeigen.
Kl: Zeigt mir das! Na ja, die laufen jetzt voran.
Th: Ja, toll.
Kl: Und da gibt es mehrere Bilder und Szenen und …
Th: Geh einfach zu der, die dich am meisten anzieht.
Kl: Ja, da ist meine Schwester. Meine Schwester sagt einfach: Mm, die Kleene, mm die ist ja doof! – gequält - Meine Schwester stellt sich immer über mich...
Th: Sag's ihr!
Kl: Anne, du stellst dich immer über mich!
Th: Sag ihr mal, wie sich das anfühlt!
Kl: Und die sagt: Na, du bist ja auch klein und doof.
Th: - ahmt die Schwester nach – Kleine Doofe, was du wieder wahrnimmst... Wie ist das für dich?
Kl: Ich hör auf zu atmen!
Th: Ah ja. Spür das mal. Spür mal, ob du das weiter so machen willst Allmut.
Kl: Nein. Ich will das nicht mehr so machen.
Th: Die zweifeln an deiner Wahrneh-mung und du hörst auf zu atmen – spür das mal. Guck mal, was du jetzt anders machen kannst – das ist nur ein Bild.
Kl: Ich kann jetzt atmen!
Th: Ja.
Kl: Und ich kann mich aufrecht hinstellen!
Th: Genau.
Kl: - kraftvoll – wütend – Und ich kann sagen: Meine Wahrnehmung stimmt!!!
Th: Genau! Du kannst auf das Bild von deiner Schwester draufhaun – es ist ja nur ein Bild. - Die Klientin schlägt wiederholt wütend mit dem Schlagstock auf den Boden – Ja. Was passiert?
Kl: Also die sieht jetzt, dass ich mich... die bleibt immer noch erhaben in ihrer Position so stehen! So von oben herab! Und da kann ich sonst was machen, das scheint sich einfach nicht zu ändern das Bild.
Th: Ja. Wie ist das? ... egal was du machst...
Kl: - mutlos - Das ist so aussichtslos... - atmet schwer aus – Ich will doch einfach nur angenommen werden.
Th: Kannst du ihr das auch mal sagen?
Kl: Anne. Anne, ich möchte einfach nur angenommen werden – mit allem.
Th: Wie reagiert sie?
Kl: Ich sehe, dass ihr Lächeln...
Th: Sag's ihr direkt.
Kl: Anne, ich sehe, dass dein Lächeln weggeht. Und ich sehe, dass du weinst. Warum weinst du denn? Weil sie so al-lein ist – weil sie auch nur angenommen werden will. Anne, das ist nämlich ein ganz doofes Spiel, was wir da erfunden und gespielt haben. Vielleicht haben wir nur um die Annahme unserer Eltern ge-buhlt. Und du hast eben die Rolle übernommen, die Überlegene zu sein – und ich die Kleine. Und eigentlich – stimmt doch – fühlen wir uns doch beide nicht wohl da drin.
Th: Genau. Also seid ihr beide sehr einsam. Schau sie mal an – spür das mal.
Kl: Und jetzt fällt mir die Szene ein, wo wir bei meiner Oma waren...
Th: Sei dort.
Kl: ...und dann finden wir da eine Grabtafel und da steht drauf Mechthild Müller. Und so heißt meine Mutter. Aber so hieß auch irgendeine Großmutter oder Urgroßmutter. Wir haben dies aber gelesen als Kinder (7/8 Jahre) und haben gedacht es ist unsere Mutter. Und wir haben uns auf einmal ganz innerlich verbunden gefühlt.
Th: Ja. Spür das mal – das Bild von diesem Grab. - traurige Musik wird eingespielt -
Kl: Also es ist so, als wären wir in Wirk-lichkeit zwei Waisenkinder. Wir haben zwar Eltern – aber... Jetzt spür ich Trau-er. - Klientin tönt traurige Klänge – Und wir weinen beide. Und was machen wir denn jetzt damit?
Th: Geh doch mal zu deiner Mutter – oder hol sie mal mit an das Grab – zeig ihr dieses Grab.
Kl: - traurig ruhig – Mama, guck mal – da liegst du drin. Weißt du Mama wie ich das empfinde? Und wie Anne das empfindet? Wir empfinden das so, als ob wir gar keine Mama haben. Wir fühlen uns so, als ob wir ein Waisenkind sind. Meine Mama ist entsetzt und sagt: Das ist eure Wahrnehmung? Und bricht in Tränen aus. - Ja. so nehmen wir das wahr. Ich weine auch noch. Jetzt fragt sie, was uns denn fehlt. Na ja, weißt du – wirklich ge-sehen zu werden - in der Ganzheit - in unserer ganzen Persönlichkeit sein zu dürfen. Und nicht einem Bild zu entsprechen. Und jetzt fragt sie: Und das habt ihr alles bei mir nicht? Und dann sag ich: Nein, das haben wir bei dir nicht. Und sie ist ganz unglücklich. Hm. Weißt du Ma-ma, ich sag dir noch was: Ich hab nämlich auch unsere Seelsorgehelferin ge-fragt, ob sie nicht meine Mama werden kann.
Th: Hol sie mit dazu.
Kl: Weißt du noch Barbara, da hat mein Papa mich abgeholt vom Religionsunter-richt – da war ich sechs Jahre. Und dann hab ich dich gefragt...
Th: Sei wieder dort.
Kl: ... kannst du nicht meine Mama sein? Und da hast du die Frage ein bisschen abgewehrt und hast gesagt, du hast doch ganz viele Kinder und ich bin natürlich auch dein Kind. Und meinem Papa war das peinlich. Ja und meine Mama hat das jetzt grade erfahren.
Th: Hm. Toll. Wie reagiert sie jetzt?
Kl: Sie ist völlig verzweifelt und traurig.
Th: Wie ist es für dich?
Kl: Es fällt mir ganz schwer, nicht hinzugehen und sie zu trösten, sondern zu vertrauen, dass sie das alleine auch schafft. Jetzt sagt sie: Aber ich hab euch doch lieb! Ja Mama, aber du verstehst was ganz anderes darunter. Und meine Schwester, die will jetzt einfach gehen von dem Grab – weggehen.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Ich überlege noch so, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, da was zu verändern, was zu lösen ... Für mich wäre jetzt eigentlich auch der Punkt, dort wegzugehen, dann würde meine Mama ganz a-lleine da an ihrem Grab sitzen und weinen.
Th: Hm. Vielleicht ist das jetzt der richtige Schritt – spür einfach in dich rein.
Kl: Ich kann ihr auch nicht helfen.
Th: Sag's ihr.
Kl: Mama, ich kann dir nicht helfen. Und während meiner ersten Psychose – Mutsch - da hatte ich einen Traum mit dir: Und da war ich so alt wie, na ja Ende 20 ...
Th: Mhm. Geh richtig rein in diesen Traum.
Kl: ... und ich bade gerade und ich bin fertig mit Baden und du kommst und willst mich abtrocknen. Und da sag ich: Mama, ich bin aber schon groß! Und da lässt du das Handtuch fallen und öffnest deinen Mund – du siehst mich gar nicht – und da kommt gaaanz ganz viel dicke, dicke Luft raus. Und ich steige aus der Wanne und gehe und dann bin ich aber neugierig und danke, ich will mir das mal anschauen, was du jetzt machst. Und da sehe ich, dass du ganz verzweifelst weinst und schreist. Aber ich weiß in dem Traum auch, ich kann dir nicht helfen dabei. - Weißt du Mama, der Traum ist mir gerade eingefallen.
Th: Du kannst sie ja mal fragen, warum sie so verzweifelt ist, wenn du’s wissen willst jetzt. Spür mal, ob jetzt der Zeit-punkt ist, sie mit dem ganzen Gefühl am Grab alleinzulassen oder mal nachzuforschen wo das herkommt, diese Ver-zweiflung bei ihr. Was ist im Augenblick für dich der richtige Schritt? Vertrau mal drauf.
Kl: Ich hab das Gefühl, sie hat da auch ne ganze Geschichte zu laufen – mit ihren Eltern, dass sie da nie abgelöst war und so.
Th: Aber spür mal, ob das wichtig ist jetzt im Moment, da tiefer zu gucken oder sie erst mal am Grab zu lassen. Was ist stimmiger für dich?
Kl: Also ich hab das Gefühl, meine Mutter ist gar nicht bereit, da richtig hinzugucken. Die muss erst mal den Schmerz spüren ... und dann von allein vielleicht das wollen.
Th: Also dein Gefühl wär, sie erst mal am Grab so zu lassen?
Kl: Hm. Ja, dann würd ich nämlich jetzt auch gehen.
Th: Dann machen wir mal einen Test: dann geh mal zu deinem Verstand. Der hat dich ja letztendlich dorthingebracht.
Kl: Zu Spock...
Th: Genau. Und guck mal, ob der jetzt noch grinst oder wie der jetzt so drauf ist.
Kl: Also ich bin da grad reingekommen zu ihm. Und da war ich auf einmal als Allmut ein ungefähr sechsjähriges Kind neben dem großen Spock, neben dem großen Verstand und der Verstand hat gesagt: Ich hab das jetzt grade eben gesehen. Und hat die Hand um mich gelegt.
Th: Grinst nicht mehr? Guck mal hin – guck genau hin.
Kl: Ein bisschen – ganz wenig.
Th: Aha. Sag's ihm.
Kl: So’n bisschen fühl ich mich immer noch belächelt. Und dann sagt er: Das ist aber nicht so. Und er sagt: Ich werd im-mer als ein bisschen arrogant gesehen – das kommt daher.
Th: Kannst du das so annehmen oder zweifelst du ein bisschen dran?
Kl: Das kann ich so annehmen. Hm. Also heißt das Verstand, dass du meine Wahrnehmung akzeptierst? Und jetzt streckt er mir die Hand entgegen und will mir sein Wort darauf geben.
Th: Wow!
Kl: Weißt du Verstand, vielleicht ist nicht alles logisch nachvollziehbar – das glaub ich dir gerne. Das glaub ich Ihnen gerne – ich sprech ihn nämlich meistens sogar mit Sie an, weil der so distanziert ist.
Th: Sag's ihm.
Kl: Ich spreche Sie meistens mit Sie an, weil sie so distanziert sind. Und dann sagt er: Das ist mein Naturell. Gut. Wissen Sie und mein Naturell ist nämlich, dass ich sehr kreativ, manchmal chaotisch, impulsiv, intuitiv und eben ganz anders bin. Da sagt er: Das weiß ich jetzt. Und ich möchte gerne – vielleicht gehe ich doch zum Du über, weil wir sind ja doch irgendwie ...
Th: Ihr gehört ja doch irgendwie zusammen.
Kl: ...jaaa. Ich möchte, dass wir uns gut verstehen, dass wir einander akzeptieren und tolerieren und nebeneinander bestehen lassen und gegenseitig ergänzen und unterstützen.
Th: Genau. Das wäre doch eine ideale Kombination ...
Kl: ... jetzt seh ich ein Bild, dass der Verstand – sprich diese Person Spock in mir – ganz viel zu essen rausholt.
Th: Wie wirkt das auf dich?
Kl: Gemütlich. Also – nährend.
Th: Wollt ihr zusammen essen?
Kl: Hm. Aber er ist Vegetarier.
Th: Und du?
Kl: Ja, ich esse ganz selten mal Fleisch.
Th: Dann guck’s dir doch jetzt mal von außen an.
Kl: Ja. Wir sitzen... ich gucke jetzt denen zu.
Th: Guck doch mal, wer der andere Teil ist. Da sitzt der Spock und wer ist der andere Teil?
Kl: Der andere Teil ist alles Intuitive und das innere Kind und alles Kreative, das Gefühl auch ...
Th: Wie sieht denn der Teil aus?
Kl: Der sieht sehr weich aus. Sehr weich und offen ... volle Lippen, große Augen ... sehr fraulich auch ... Ja, und die sitzen jetzt an einem runden Tisch die beiden und essen mit Messer und Gabel.
Th: Wie ist denn das für dich die beiden jetzt so zu sehen?
Kl: - berührt – Das ist schön. Das fühlt sich gut an. Ich möchte mich jetzt am liebsten zurückziehen und die beiden so lassen.
Th: Hm. Dann mach das. Und guck mal, wohin du dich zurückziehst.
Kl: Na ja, da ist ja noch das Psychose-zimmer.
Th: Ja. Da sind wir ja gestartet. Da stand ja der Amadeus, wie eine Salzsäule er-starrt.
Kl: Der Amadeus – ja. Und der hat mich ja dann in die Vergangenheit geführt. Und jetzt werd ich den Amadeus mal ansprechen.
Th: Gehst du wieder in das Psychosezimmer?
Kl: Ja, da bin ich jetzt.
Th: Beschreib erst mal, wie der jetzt aussieht.
Kl: Der Amadeus? - Der hat lange lockige Haare – schwarze und der hat den Herzchenpullover an, den er zur Hoch-zeit an hatte von mir und seinem Bruder. Also so ein dunkelgrüner Pullover mit so einer Reihe roter Herzchen. Und der sieht nicht mehr so aggressiv aus. Ama-deus, du wirkst nicht mehr so aggressiv und bedrohlich auf mich. Der nickt kurz. Und ich möchte jetzt wissen Amadeus, ob es noch was gibt, was du mir zeigen willst. Du hast ja gesagt, wir kennen uns schon lange. Gibt es denn noch was? Der kneift die Lippen zusammen und nickt. - Ja, dann führ mich mal dorthin. Jetzt sagt er: Jetzt wird’s heiß. Guck dir das gut an. Hoffentlich kannst du’s dir angucken.
Th: Ja. Dann lass dich mal überraschen, was da kommt.
Kl: Also – jetzt steh’n wir an so einer großen Leinwand und sehen die Szenen. Wir sind in ... - Reinkarnationserlebnisse tauchen auf und werden bearbeitet. Dann kehrt die Klientin wieder in den Psychoseraum zurück.

Th: Was nimmst du denn wahr in diesem Raum? Wie sieht der denn aus?
Kl: In dem Raum. Also da ist schon noch die Ecke mit der Todesangst.
Th: Ja. Da waren ja auch Spielsachen...
Kl: Und die ganzen Spielsachen sind da.
Th: Ja. Und wie sieht der Amadeus aus?
Kl: Der hat ein weißes Hemd an und eine Jeans – der sieht eigentlich ganz ... also nicht mehr so aggressiv aus. Ein bisschen so: Na ja, was gibt’s denn noch? So eben.
Th: Was ist dein Grundgefühl in diesem Raum jetzt?
Kl: Dass da schon Licht reingekommen ist.
Th: Hm. Du hast auf jeden Fall eine sehr klare Bereitschaft, da dran zu bleiben. Du hast das ja vorhin sehr deutlich ge-macht dem Amadeus gegenüber. Und zwar so deutlich, dass ihm nichts andres übrig blieb, als mitzukommen. Spür das mal. Wenn du’s klären willst, wird’s geklärt.
Kl: Wenn ich’s klären will, dann wird’s geklärt.
Th: Genau. Spür das einfach mal. Und sag ihm den Satz.
Kl: Amadeus, wenn ich das klären will, dann wird’s geklärt.
Th: Was hast du für einen Impuls jetzt?
Kl: Ich hab grad den Impuls aufzuhören.
Th: Mhm. Du kannst aber eine Verein-barung treffen. So was wie morgen oder so wieder hier zu erscheinen – ob er will oder nicht. Spür mal, ob du das innerlich durchsetzen kannst, ob du dazu jetzt fähig bist.
Kl: Dem Amadeus zu sagen, dass ich morgen wiederkomme?
Th: Ja, und dass er zu erscheinen hat. Guck mal ob das innerlich möglich ist in deinen Bildern, dass er macht, was du willst. Dass er kommt, wenn du’s klären willst.
Kl: Amadeus, bist du morgen um vier wieder hier, wenn ich komme? Der sagt, ich bin da.
Th: Ja. Das ist doch schon ein gutes Zeichen.
Kl: Weißt du was ich glaube Elisabeth, dass der in sich auch sehr ambivalent ist.
Th: Sag's ihm, sag’s ihm.
Kl: Amadeus, weißt du, was ich glaube, dass du in dir sehr ambivalent bist. Dass du eine Seite hast, die ganz liebevoll ist und auch ganz weich und verletzlich und dass du auch eine ganz robuste, harte Seite hast, die keinen ranlässt, die alle Türen zumauert – dass du die beiden Seiten hast und dass es für mich ganz schwer ist, damit umzugehen.
Th: Und spür, dass du das grad auch über dich selber gesagt hast. Spür das mal.
Kl: Dass ich das grade über mich gesagt hab?
Th: Ja. Weil, dieser Amadeus ist in dir – ist ein Teil von dir. Spür einfach, dass du beide Extreme in dir hast.
Kl: Ja.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Hm. – Na ja, das macht mich ein bisschen traurig. Also es ist dann wirklich ganz schwer für andere damit umzugehen. Und für mich auch.
Th: Spür doch einfach erst mal, ob es überhaupt so ist. Das hab ich jetzt einfach mal so in den Raum geschmissen. Oder frag den Amadeus.
Kl: Gibt es die Seite auch an mir? Ich frage mein Höheres Selbst. Und das sagt, die gibt es. Ich hab die immer nur außen gesehen.
Th: Hm. Bist du denn bereit, die morgen mal in dir anzugucken? Oder die Woche – es muss ja nicht gleich morgen sein – so grundsätzlich, hast du da ein Ja dafür?
Kl: Hm.
Th: ... und sie auch zu erlösen? - Klientin bejaht. - Was ist jetzt – ist noch Traurigkeit da? Wo sitzt die in deinem Körper?
Kl: So in der Kehle und in den Augen.
Th: Hm. Willst du den Teil mal anschauen?
Kl: Die Traurigkeit oder den Teil von eben, das mit der Ambivalenz ...
Th: Spür einfach, ob du jetzt schon einen Blick drauf werfen willst oder ob du eine Vereinbarung treffen möchtest – für morgen.
Kl: Ich würd ne Vereinbarung treffen für morgen.
Th: Dann sprich diesen Teil einfach mal an, auch wenn du noch nicht weißt, wie er aussieht oder so.
Kl: Ja – ich hab dich wahrgenommen – ich hab dich ja vor allem wahrgenommen in Amadeus und ich möchte dich gerne näher kennenlernen und ich möchte gern morgen wieder kommen zu dir. Und ich möchte dich erlösen und integrieren.
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl: Das fühlt sich noch ein bisschen verkopft an.
Th: Hm. Klar – ist ja auch der erste Schritt. Die erste langsame Annäherung. - Ich würde vorschlagen, hol doch noch mal alle in den Raum, die du heute schon ein Stück weit erlöst hast.
Kl: Okay.
Th: Guck mal, wer da auftaucht.
Kl: Das ist: meine Mama taucht auf. Also, die sitzt halt weinend vor dem Grab, aber die weint sich ja damit auch die Energie raus. Meine Mama. – Klientin erinnert eine Person aus den Reinkarna-tionserlebnissen. – Sie ist gegangen, aber mit der Liebe. Ja. - freudig - Dann war Spock...
Th: ... den du jetzt duzen kannst...
Kl: Ja. – lacht –
Th: ... der mit dir isst ...
Kl: ... der mit mir isst – ja an einem runden Tisch mit mir zusammen isst! Und auch mit dieser Energie die so weiblich und intuitiv und auch ein bisschen chaotisch – also so ganz anders ist als er.
Th: Es scheint auch ganz viel darum zu gehen, Gegensätze zu verbinden in dir – ist so mein Eindruck...
Kl: Mhm.
Th: ... so der Verstand und dieser chaotische Teil, der Teil der gehen will und der Teil, der liebt – so ganz viel scheinbar Unvereinbares zu vereinen. Auch das, was du in Amadeus siehst – dieses ganz Weiche und dieses ganz Harte.

Kl: Mhm. Ja.

Th: Ja, und da haben wir heute mit den etwas leichteren Teilen begonnen wir können uns ja morgen noch steigern wenn du dazu bereit bist.

Kl: Ja.